Fasching - eine närrische Zeit?

Was ist überhaupt Fasching?

Fasching bezeichnet traditionell die Zeit vor der christlichen 40-tägigen Fastenzeit zwischen Aschermittwoch und Ostern. Zwar ist ihr Beginn auf den 6. Januar festgelegt, also den Dreikönigstag, nicht aber ihr Ende, da sich der Termin des Aschermittwochs am Osterfest orientiert, das sich wiederum nach Vollmond und Frühlingsanfang richtet.

Die Faschingszeit kann also aufgrund dieser Verschiebungen von 28 bis zu ganzen 63 Tagen umfassen.


Unterschiedliche Begrifflichkeiten

Die unterschiedlichen Begriffe wie Fasching, Fastnacht, Fasend oder später auch Karneval sind auf regionale Dialekte zurückzuführen. Die Ursprünge dürften trotz verschiedener Interpretationen jedoch weitgehend die gleichen sein. So bezieht sich die Silbe Fasch-, Fast-, Fas- vermutlich auf das Fasten, andere Deutungen gehen von einem Bezug auf das Wort fasen - für Unsinn machen - aus, die Endung -sching stammt vermutlich von dem Wort vaschang, was soviel wie „der letzte Ausschank" vor der Fastenzeit bedeutet.

Das Faschingsfest ist also die letzte Gelegenheit, um es vor der kirchlich verordneten Fastenzeit noch mal so richtig krachen zu lassen - aber wie, wo und seit wann?


Ursprünge der Fastnachtsfeierlichkeiten


Trotz anders lautender Interpretationen steht die Faschingstradition wohl in keiner direkten Verbindung zu antiken oder heidnischen Traditionen, sondern ist ein ursprünglich christlich geprägtes und auch unterstütztes Fest.

Faschingsfeierlichkeiten gibt nicht nur im deutschsprachigen Raum, sondern auch in Frankreich, Italien, Spanien und den USA, im orthodoxen Russland wird mit der so genannten Butterwoche ein ähnliches Fest gefeiert. Der Grund liegt wohl, wie so oft, in den gemeinsamen religiösen Ursprüngen. Während der 40-tägigen Fastenzeit sind den gläubigen Katholiken nicht nur der Genuss von Fleisch, sondern auch von allen anderen tierischen Produkten wie Milch, Eier, Käse und Butter verboten, außerdem ist absolute Enthaltsamkeit gefordert.

Was also liegt näher, als die angesammelten Vorräte im Zuge großer Feierlichkeiten gemeinsam zu verzehren - hieraus entstanden übrigens die typischen, von Fett triefenden Faschingsbackwaren wie Krapfen - und, bevor man sich den kirchlichen Zwängen beugt, die strenge mittelalterliche Hierarchie noch einmal umzudrehen? Die Kirche stand diesem Treiben, wenn auch nicht wohlwollend so doch zumindest tolerant gegenüber, man ging davon aus, dass die Gläubigen die folgende Enthaltsamkeit eher hinnehmen würden, wenn sie sich vorher noch einmal ausgelebt hatten. Der Grund für die kaum vorhandene Popularität des Faschings in Ost- und Norddeutschland liegt mit dem Blick auf die katholischen Wurzeln auf der Hand: Zum Einen gibt es in der protestantischen Kirche keine Fastenzeit, zum Anderen betont sie von jeher Mäßigung und einen bescheidenen Lebensstil, zu dem die Exzesse der fünften Jahreszeit nicht recht passen wollen.


Fasching ist also...?

Was ist also Fasching heute? Ein sinnentleertes Volksfest, bei dem es nur darum geht in möglichst kurzer Zeit möglichst viel Alkohol in sich hineinzuschütten - bei dem auch die größten Spießer sich ein paar Tage lang rebellisch und frei fühlen dürfen?

 

Oder doch eine Veranstaltung mit gesellschaftlichem und politischem Anspruch, die auf satirische Weise auf Missstände hinweisen und Denkanstöße geben kann?
Vermutlich gilt beim Karneval wie so ziemlich bei allem anderen: Spaß ist, was man draus macht, wer sich den Rest des Jahres nicht für gesellschaftliche Themen interessiert, bei dem wird das während der fünften Jahreszeit kaum anders sein. Wer jedoch ohnehin kritisch hinterfragt und diese Kritik auch öffentlich äußert, der hat vielleicht beim Karneval die Chance, seine Gedanken in Form von Büttenreden oder mit Hilfe eines intelligent geschmückten Wagens einem breiteren Publikum zu präsentieren und so zumindest einige Denkanstöße zu liefern.

Und wer es gar nicht aushält, kann die Zeit ja eingeschlossen in seiner Wohnung, mit ausgeschaltetem Fernseher und zugezogenen Vorhängen verbringen - oder einfach mal auf die Straße gehen und sich das Treiben ansehen. Ist ja vielleicht doch alles gar nicht so schlimm, wie es nüchtern betrachtet aussieht.